Seit Jahrzehnten wird in der Hi-Fi-Szene ein ungeheures Gewese um Lautsprecher- und NF-Kabel gemacht. Insbesondere wird unterschiedlichen Kabeln ein unterscheidbarer "Klang" angedichtet. Dies ist nicht der Fall. Jedenfalls nicht in der Art, wie es uns die Anbieter sündhaft teurer Kabel weismachen wollen. Für Schnelleser gleich hier das Fazit: Sparen Sie sich das Geld für teure Kabel in Ihrer HiFi-Anlage oder Ihrem Heimkino. Es folgt die detaillierte Begründung.Wir unterscheiden zwischen Kabeln für Lautsprecher und solchen für die Signalverbindungen der Musikquellen, also Plattenspieler, CD/DVD-Player, evtl. Tonband/Cassettengeräte oder alle Spielarten von MP3 - Playern. Letztere nenne ich der Einfachheit halber "NF-Kabel", obwohl das eigentlich nicht ganz korrekt ist. Was ist nun Aufgabe dieser Kabel? Lautsprecherkabel müssen beträchtliche Ströme übertragen und NF-Kabel kleine Spannungen störungsfrei weiterreichen. Für hohe Ströme benötigt man hohe Kabelquerschnitte. Aber auch keine riesigen! Mehr als 4 Quadratmillimeter Querschnitt ist fast immer überflüssig. Denn jede halbwegs übliche Lautsprecherbox enthält ein Bauteil, das seinerseits aus etlichen Metern vergleichsweise dünnen Drahtes besteht. Dies ist die Drossel, die in der Frequenzweiche vor dem Baßlautsprecher liegt. Der Widerstand dieser Drossel beträgt ein mehrfaches eines Lautsprecherkabels von vielleicht 5m Länge bei 4 mm² Querschnitt. Was hier "verloren" geht, kann ein noch so dickes Kabel nicht wiederbringen. Bei gut gemachten Boxen geht übrigens der Innenwiderstand der Drossel in die Gesamtkonstruktion mit ein und darf gar nicht mit irgendwelchen Tuningmaßnahmen reduziert werden! Die anderen Lautsprecher einer Box profitieren ebenfalls nicht von einem teuren Kabel. Zum einen nehmen sie wesentlich geringere Ströme auf als die Baßlautsprecher. Zum anderen sind die immer wieder angeführten Hochfrequenzeigenschaften teurer Kabel irrelevant. Für ein Kabel sind auch die höchsten musikalischen Frequenzen Niederfrequenzen. Sie verhalten sich wie Gleichstrom und die Induktivität bzw. Kapazität des Kabel spielt hier keine Rolle. Wenn Leute einem Silber- oder versilberten Kabel einen besonders brillanten Klang zusprechen, so sitzen sie einem bei Esoterikern beliebten Denkfehler auf: dem Ähnlichkeitsdenken. Zu messen oder gar zu hören gibt es solche Effekte nicht. Ebenso existieren bevorzugte Laufrichtungen zwar bei Autoreifen, nicht jedoch bei Lautsprecher- oder NF-kabeln. Das Ähnlichkeitsdenken ist bei NF-Kabeln noch verbreiteter. Dabei kommt es bei NF-Kabeln nur auf zwei Dinge an: Eine gute Abschirmung und vor allem gute Stecker. Gute Abschirmung verhindert das Eindringen von Störungen und ist z.B. bei der Verwendung von Antennenkabeln aus der Satellitentechnik erzielbar. Gute Stecker sind nicht so leicht zu identifizieren. Sie müssen vor allem satt aber nicht zu stramm sitzen, damit es weder zu Wackelkontakten noch zu einer mechanischen Beschädigung der Buchsen an den verbundenen Geräten kommt. Sie sollten nicht zu klobig sein. Klobige Stecker mögen geil aussehen, passen aber oft gar nicht, wenn die Geräteanschlüsse etwas eng sitzen. Leider gibt es bei den Gerätebuchsen und bei den Steckern Fertigungstoleranzen, wodurch manche Stecker auf manchen Buchsen zu lose oder zu stramm sitzen. Da hilft nur Ausprobieren. Vergoldete Buchsen und Stecker sind weit verbreitet, aber das Gold bringt meistens nichts. Abkratzen sollte man es deshalb nicht, das geschieht schon von alleine durch gelegentliches Ein- und Ausstecken. Einzig den NF-Kabeln für Plattenspieler würde ich eine erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Und zwar dann, wenn sogenannte MM-Tonabnehmer montiert sind und das Kabel etwas länger als üblich sein muss. Dann muss man neben guter Abschirmung auch auf eine geringe Kabelkapazität achten, sonst leidet evtl. die Wiedergabe höchster Töne. Geringe Kabelkapazität erreicht man durch relativ dicke Kabel. Auch hier bewähren sich wieder gewöhnliche Koax-Antennenkabel. Bei MC-Tonabnehmern kommt es wegen der extrem geringen Spannungen besonders auf gute Abschirmung und sehr gute Steckkontakte an. Das Kabelmaterial spielt in allen Fällen keine Rolle. Gewöhnliches Kupfer genügt. Wer das heiße Ende vom Lötkolben identifizieren kann, sollte seine Kabel selbst zusammenlöten. Es ist angenehm, wenn die Kabel nur so lang wie nötig sind und der Drahtverhau hinter der Stereoanlage einigermaßen überschaubar bleibt.Wer jetzt was anderes behauptet, soll mal einen Hörtest im Doppelblindverfahren machen. Er wird keinen Unterschied hören!Allgemein gilt: An einer gewöhnlichen Anlage für sagen wir mal 10000 € wird auch das teuerste Kabel keinen Unterschied zu solide gemachter Hausmannskost liefern. Wer mehr als 5€ / m Lautsprecherkabel oder mehr als 20 € für ein Paar NF-Leitungen ausgibt, ist selbst schuld oder nicht zu helfen..
Orignal From: Kabel - Voodoo
Sonntag, 26. Juli 2009
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